So ticken die verschiedenen Generationen – oder etwa nicht? (2024)

Typisch Boomer? Typisch Millennials?

So ticken die verschiedenen Generationen – oder etwa nicht?

So ticken die verschiedenen Generationen – oder etwa nicht? (1)

Der gesellschaftliche Stammbaum umfasst zurzeit sechs verschiedene Generationen.

Quelle: RND-Illustration/Patan, Vectee*zy

Zu welcher Generation gehören Sie: Gen X, Millennials, Babyboomer? Sechs Generationen gibt es und alle werden mit bestimmten Merkmalen und Eigenschaften assoziiert. Doch nicht bei allen Fachleuten findet dieses Generationenmodell Zuspruch.

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Laura Beigel

„Ok, Boomer“ – dieser Satz wurde 2019 zum Internethype. Er fand sich auf Facebook, Twitter (heute „X“), Instagram, Youtube. In Kommentaren, auf Bildern, in Videos. Geschrieben und veröffentlicht hatten ihn Kinder, Teenies, junge Studierende. Sie wollten damit Aussagen von Menschen, die älter sind als sie selbst, abwerten und lächerlich machen.

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Der Satz ist die Quintessenz eines Generationenkonflikts, der in der Gesellschaft fortbesteht. Jung gegen Alt. Alt gegen Jung. Doch inzwischen ist es weit mehr als das: Es ist Generation Alpha gegen Babyboomer, Millennials gegen Digital Natives. Doch sind die Generationen wirklich so verschieden?

Was prägt eine Generation?

Zunächst einmal ist es wichtig zu klären, was eine Generation überhaupt ist. Hinter dem Begriff verbirgt sich in der Regel eine Gruppe von Menschen, die in etwa gleich alt sind und somit die gleichen historischen und kulturellen Erfahrungen teilen. Das können Kriege und politische Konflikte sein – genauso wie technische Errungenschaften.

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Laut des Cambridge Dictionary umfasst eine Generation einen Zeitraum von 25 bis 30 Jahren – also von der Geburt eines Elternteils bis zur Geburt eines Kindes. Doch mehrere Studien konnten inzwischen zeigen, dass dieser Zeitraum durchaus länger oder kürzer ausfallen kann.

Inzwischen gibt es sechs verschiedene Generationen, die nach unterschiedlichen Jahrgängen gestaffelt werden:

Was die Generationen voneinander unterschiedet

  • Stille Generation

Die stille Generation (1928 bis 1945) ist eine Gruppe von Menschen, die vor allem durch den Zweiten Weltkrieg geprägt wurde. Diese Zeit war mit vielen Ängsten, Unsicherheiten und großen Entbehrungen verbunden. Zahlreiche Menschen hatten durch den Krieg alles verloren – ihr Zuhause, Familienmitglieder, ihre Arbeit.

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Menschen, die in diesen Jahren zur Welt gekommen sind, lernten, mit wenig auszukommen und das Beste aus dem Möglichen zu machen. Sie gelten als bescheiden und duldsame „Traditionalisten“, denen Hierarchien und Bräuche wichtig sind. Eine „stille Generation“ ist sie vor allem deshalb, weil es in den Kriegsjahren gefährlich war, Gedanken offen zu äußern. Sie ist aber auch als aktive, anpackende Generation bekannt, die harte Arbeit nicht scheut.

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  • Boomer (Babyboomer)

Anders als die stille Generation wird die Generation der Babyboomer in einer Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs groß. Der Zweite Weltkrieg ist vorbei, es keimt wieder Hoffnung auf, Friedensbewegungen formieren sich. Auch deshalb nimmt die Geburtenrate in den Nachkriegsjahren sprunghaft zu. Die zwischen 1946 und 1964 geborene Generation ist im 20. Jahrhundert die geburtenstärkste.

Menschen der Babyboomer-Generation gelten als leistungsorientiert, diszipliniert und fleißig – vor allem, wenn es um den Beruf geht. Sie haben hohe Karriereziele, identifizieren sich stark mit ihrer Arbeit. Allerdings können sie sich nicht vorstellen, endlos zu arbeiten, wie eine Studie jüngst herausgefunden hat. Im Gegenteil: Babyboomer neigen eher dazu, früher aus dem Arbeitsleben auszusteigen.

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Bei Spannungen am Arbeitsplatz: So klappt es zwischen Boomern und Gen Z

Die ältere Generation, sogenannte Babyboomer, stehen für hartes Arbeiten und Überstunden; der Generation X und Y hingegen ist die Work-Life-Balance wichtig. Das kann zu Spannungen führen – dann hilft ein Perspektivenwechsel.

Ein typisches Klischee der Boomer ist, dass sie mit Technik wie Computern oder Smartphones hadern. Dabei konnten Studien und Befragungen immer wieder zeigen, dass auch diese Generation durchaus digital fit ist. Eine Umfrage der Unternehmensberatung PwC hatte zuletzt etwa ergeben, dass Babyboomer regelmäßig digitale Medien nutzen – auch, um ein- oder mehrmals pro Woche online einzukaufen.

  • Generation X

Die Generation X wird oft auch als „Sandwich-Generation“ oder „Generation dazwischen“ bezeichnet. Menschen, die zwischen 1965 und 1980 geboren wurden, gehören nicht mehr zu den Babyboomern, sind aber auch noch keine Millennials. Geprägt sind sie – obwohl sie in der Zeit nach dem Wirtschaftswunder aufwachsen – eher von Wirtschaftskrisen, einer hohen Scheidungsrate und Umweltkatastrophen wie der Nuklearkatastrophe in Tschernobyl. Auch deshalb wird ihnen eine pessimistische und weniger ehrgeizige Denkweise zugesprochen.

Die Gen X steht aber auch zwischen zwei technischen Zeitaltern: Sie erlebt den Wandel von analog zu digital aktiv mit. Der erste Computer kommt auf den Markt, daneben ist der Fernseher das Medium Nummer eins. Gleichzeitig steigt das Konsumverhalten. Die Generation X gilt vor allem als eine Generation, die viel Wert auf Marken legt. Sie hat deshalb auch den Spitznamen „Generation Golf“.

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Um sich die Markenprodukte leisten zu können, ist die Gen X ebenso arbeitswillig wie die Boomer. Allerdings spielt bei ihr die Work-Life-Balance eine größere Rolle. Der Generation X wird zugeschrieben, die Arbeit eher als Mittel zum Zweck anzusehen.

  • Generation Y (Millennials)

Das Ypsilon der Generation Y ist im Englischen gleichzeitig eine Anspielung auf das Wort „Why“ (auf deutsch: Warum). Denn Unsicherheiten und Dinge zu hinterfragen ist typisch für Menschen, die zwischen 1981 und 1996 geboren wurden. Die sogenannten Millennials sind aufgewachsen in Zeiten von Instabilität, von Amokläufen, Terroranschlägen wie 9/11 und Wirtschaftskrisen.

Umso mehr schätzt diese Generation Freiheit, Selbstverwirklichung und Flexibilität – im Privaten genauso wie im Berufsleben. Erst das Leben, dann die Arbeit lautet ihr Motto. Wie die Generation X achtet die Gen Y auf die Work-Life-Balance. Millennials sind bereit, zu arbeiten und zu schuften, solange der Lebensgenuss dabei nicht zu kurz kommt. Entsprechend wird ihnen nachgesagt, Homeoffice, flexible Arbeitszeiten und Sabbaticals zu bevorzugen.

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Millennials lieben Flexibilität am Arbeitsplatz – und sind demnach auch große Fans vom Homeoffice.

Quelle: Sebastian Gollnow/dpa

Außerdem ist die Gen Y die erste Generation, die größtenteils digital aufgewachsen ist. Sie gilt daher als technikaffin. Smartphones, Computer und Co. nutzt sie nicht nur in ihrer Freizeit, sondern auch im Beruf regelmäßig.

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  • Generation Z (Digital Natives)

Die Generation Z kennt ein Leben ohne digitale Medien nicht mehr. Soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram und Youtube gehören fest zum Alltag – egal, ob privat oder auf der Arbeit. Menschen, die zwischen 1997 und 2012 geboren wurden, gelten deshalb als Digital Natives oder Generation Youtube. Sie werden als technikaffin, immer online, ungeduldig, fordernd, als Einzelkämperinnen und ‑kämpfer sowie als Individualistinnen und Individualisten wahrgenommen.

Durch die ständige Informationsflut und negativen Schlagzeilen, die auf die Gen Z im Internet einprasseln, sehnt sie sich nach Sicherheit und Nachhaltigkeit. Dafür versucht sie sich aktiv zu engagieren, zum Beispiel als Teil globaler Bewegungen wie Fridays for Future. Die Gen Z wird deshalb auch als Generation Greta – in Anspielung an die Initiatorin der Bewegung, Greta Thunberg – bezeichnet.

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Auch das Thema mentale Gesundheit spielt bei der Generation Z eine große Rolle: Krankenkassendaten zeigen, dass Menschen dieser Generation häufiger unter Angststörungen, Belastungsstörungen und depressiven Störungen leiden. Sie fallen deshalb häufiger aus als Beschäftigte anderer Generationen. Gleichzeitig wird der Gen Z nachgesagt, offener mit mentaler Gesundheit umzugehen, sie scheut nicht davor, psychische Probleme öffentlich zu diskutieren und sich in Therapie zu begeben.

Dass junge Beschäftigte der Gen Z häufiger ausfallen, hat ihnen einen negativen Ruf eingebracht. Sie gelten als faul, unzuverlässig, wenig belastbar und Sensibelchen. Die Arbeit trennen sie strikt vom Privatleben. Statt nach Führungspositionen, sehnen sie sich nach einem 9-to-5-Job mit festen Arbeitszeiten – und möglichst sofort einem unbefristeten Vertrag und gesicherten Arbeitsplatz. Eine Umfrage der Wirtschaftsjunioren Deutschland aus dem vergangenen Jahr legt nahe, dass bei der Berufswahl gute Verdienstmöglichkeiten für die Gen Z oberste Priorität haben, gefolgt von einer guten Work-Life-Balance.

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Bekommen sie all das nicht, sind sie häufiger als andere Generationen bereit dazu, den Arbeitgeber zu wechseln, wie eine Studie des Onlinenetzwerks Xing ergeben hat. „Diese Generation ist nicht gekommen, um lange bei einem Arbeitgeber zu bleiben“, sagt Julian Stahl, Arbeitsmarktexperte bei Xing. Menschen der Gen Z gelten demnach als die „illoyalsten Jobber aller Zeiten“.

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Weniger arbeiten, mehr leben: Warum die Generation Z klüger ist als ihre Eltern

„Schlendern ist Luxus“ – das war das Motto, als unsere Kolumnistin Susanne Garsoffky in den ausgehenden 1980er-Jahren ihren Weg ins Arbeitsleben suchte. Die heutige Jugend stellt den Arbeitsethos ihrer Vorgeneration infrage, schreibt Garsoffky in der Kolumne „Chefinnensache“. Und vermutlich hat sie damit sogar recht.

  • Generation Alpha

Aussagen zu den Eigenschaften der Generation Alpha sind noch begrenzt. Schließlich sind viele Menschen dieser Generation erst in der Pubertät oder noch nicht einmal geboren. Als prägende Einflüsse gelten aber schon jetzt die Corona- und Klimakrise sowie die fortschreitende Digitalisierung. Die Gen Alpha wird noch digitaler sein als Vorgängergenerationen. Schon als Baby und Kleinkinder lernt sie Smartphones, Tablets und Computer kennen, auch künstliche Intelligenz wird in ihrem Leben eine große Rolle spielen.

Eine Studie des Instituts für Generationenforschung hatte 2021 ein düsteres Bild von der Generation Alpha gezeichnet. Demnach seien Menschen dieser Generation überbehütet, sozial, sprachlich und motorisch auffällig sowie überfordert. Andere Fachleute halten diese Ergebnisse jedoch für zu pauschal und bewerten die Studie als nicht repräsentativ.

Stereotyp oder wissenschaftlich fundiert?

Am Ende resultieren aus den Vorstellungen zu den einzelnen Generationen vor allem Stereotype. Nicht nur deshalb gibt es Kritik an diesem Generationenmodell. Der Soziologe Martin Schröder spricht sogar von einem „Generationenmythos“. In der gleichnamigen Studie schreibt er 2018, dass Unterschiede zwischen den Generationen in Wirklichkeit kaum existieren würden. Die Einstellungen der unterschiedlichen Generationen würden sich in Befragungen oftmals ähneln.

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Generationsbezeichnungen sind zwar in der Öffentlichkeit weitverbreitet, haben aber keine Grundlage in der sozialen Realität.

Unterstützung findet Schröder unter anderem bei dem US-amerikanischen Soziologen Philip N. Cohen. Mit einem offenen Brief wandte er sich 2021 an das Pew Research Center und forderte das Meinungsforschungsinstitut dazu auf, Bezeichnungen wie Generation X oder Millennials nicht mehr zu verwenden. Denn: „Die Aufteilung zwischen ‚Generationen‘ ist willkürlich und entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage“, heißt es in dem Brief, der mehr als 350-mal unterzeichnet wurde.

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In einem Meinungsbeitrag für die „Washington Post“ legte Cohen kurze Zeit später nach: „Generationsbezeichnungen sind zwar in der Öffentlichkeit weitverbreitet, haben aber keine Grundlage in der sozialen Realität.“ Die meisten Menschen würden sich ohnehin nicht mit ihrer eigentlichen Generation identifizieren, selbst wenn ihnen eine Liste mit allen Generationen vorlegt wird. Das hatte eine Umfrage des Pew Research Centers wenige Jahre zuvor ergeben.

Mittlerweile gesteht das Meinungsforschungsinstitut selbst ein, dass die bestehenden Definitionen „möglicherweise zu weit gefasst und willkürlich“ sind, um klare Unterschiede festzumachen. Innerhalb einer Generation gebe es eine große Vielfalt an Gedanken, Erfahrungen und Verhaltensweisen, sagt Institutsdirektorin Kim Parker. Den typisch Boomer oder Millennial gibt es also nicht. Die Generationen sind sich doch ähnlicher, als sie vielleicht denken.

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Author: Fr. Dewey Fisher

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